Wenn Kühlschränke kommunizieren
Digitalisierung, Industrie 4.0, Internet der Dinge – all das klingt hochkompliziert. Und das ist es auch. Doch gerade darin liegt der Reiz des Studiengangs Embedded Automation Design, den die Leibniz-Fachhochschule (FH) Hannover 2018 neu eingeführt hat. Das in der Regel Duale Studium bildet Bachelorabsolventen aus, die computergesteuerte elektrotechnische Anwendungen verstehen, entwickeln und reparieren können. Interessant ist das Fach für alle, die gerne tüfteln und Spaß an Mathematik haben, sagt der Professor Michael Arnold, Dozent des Studiengangs.
Der sprichwörtliche Kühlschrank, der selbstständig Milch nachbestellt, gehört zwar noch nicht zur Standardausstattung im Haushalt von Otto Normalverbrauchern. Doch die digitale Vernetzung elektrotechnischer Systeme schreitet immer weiter voran und prägt zunehmend den Alltag. „Ein Beispiel dafür ist eine Einparkhilfe in einem Auto“, erklärt Arnold, der an der Leibniz-FH seit Januar dieses Jahres Studierende des Studiengangs Embedded Automation Design unterrichtet. Die Anwendung verbinde einen Sensor mit einem Messgerät und verknüpfe dieses mit einem Warnsignal. Insgesamt gebe es heutzutage in Fahrzeugen etwa 50 bis 200 solcher computergesteuerter Anwendungen. Neu sei daran die autonome Vernetzung: „Früher waren das jeweils eigene Module. Jetzt passt alles auf eine scheckkartengroße Platine, und die verschiedenen Systeme kommunizieren miteinander.“
In dem neuen Studiengang erfahren künftige Bachelorabsolventen, welche Mechanismen hinter diesen komplexen Geräten stecken. Um das ganze zu verstehen, seien vor allem mathematische Fähigkeiten nötig, sagt Arnold. Die Technik entwickele sich auf diesem Gebiet in rasanter Geschwindigkeit weiter: „Um sich immer wieder neu eindenken zu können, braucht man die Grundlagen.“ Dazu zählen unter anderem Analysis und lineare Algebra. Ein reines Auswendiglernen der Formeln sei dabei nicht ausreichend: „Unsere Studierenden müssen das schon wirklich verstanden haben. Deshalb arbeiten wir auch nur mit einem nicht programmierbaren Taschenrechner.“ Allerdings sei der Studiengang nicht mit einem Mathematikstudium vergleichbar: „Bei uns liegt der Fokus mehr auf der Anwendung.“
Basteln und Schrauben
Wie die Technik funktioniert, testen die Studierenden im eigenen Labor der Hochschule und in Werkstätten der Kooperationspartner. Dabei wird auch selbst Hand angelegt – es wird gebastelt und geschraubt. Ziel sei die Entwicklung von funktionsfähigen Prototypen, die unter Umständen sogar in eine Serienproduktion gehen könnten. Der praktische Bereich bereite den Studierenden meist große Freude: „Sie wollen oft gar nicht mehr aus dem Labor heraus.“
Handwerkliche Leistungen seien auch Teil der Prüfungen, sagt Tanja Recoullé von der Studienorganisation der Leibniz-FH. Mathematik werde dagegen meistens mit Klausuren und Elektrotechnik in Form von Hausarbeiten abgefragt. Benotet würden außerdem auch Seminarvorträge. Die Vorlesungen und Seminare fänden teilweise auch in Englisch statt, so die Studienorganisatorin. Geplant sei, den englischsprachigen Anteil auszuweiten. Grund hierfür sei unter anderem die bevorstehende Internationalisierung des Studiengangs. „Dann werden mehr Studierende aus dem Ausland zu uns kommen, und dem müssen wir Rechnung tragen“, sagt Recoullé. Die Hochschule biete aber im Rahmen des Studiums sechs Semester Englischunterricht an, räumt Arnold ein: „Außerdem ist der Wortschatz beim technischen Englisch nicht so groß, das ist nicht schwer.“