Nach dem Abi kommt die Uni – ein Studium nach der Hochschulreife gilt unter Gymnasiasten inzwischen fast schon als ein Muss. Insgesamt schreiben sich mehr als die Hälfte aller Schulabgänger an einer Hochschule ein. Bei den Abiturienten sind es sogar knapp 80 Prozent. Doch wer sich schon an der Schule mit dem Lernen schwer tut, wird meistens an der Uni nicht glücklich. In diesem Fall ist eine Ausbildung die bessere Wahl. Tobias Hübner hat sich für diesen Weg entschieden – und bereut nichts.
Bei vielen Abiturienten stellt sich im Hinblick auf die Zukunft vor allem eine Frage: Was will ich studieren? So auch bei Tobias. Während der Schulzeit habe er mit den Fächern Psychologie, Philosophie und Programmieren geliebäugelt, berichtet der 20-jährige Berliner.
Dabei lohnt es sich durchaus, eine Ebene darüber anzusetzen, und sich zu überlegen: Will ich überhaupt studieren? Denn die graue Theorie der Hörsäle liegt nicht jedem. Das trifft besonders auf diejenigen zu, die schon an der Schule unzufrieden waren. Auch Tobias gehört zu dieser Sorte Mensch. Dabei war er eigentlich kein schlechter Schüler. Sein Abi-Schnitt: 2,3.
Lernen ohne Leidenschaft
Schwierigkeiten mit dem Unterrichtsstoff habe er zwar nicht gehabt, räumt er ein: „Aber irgendwie habe ich ein Gefühl, als ob ich mir mein Abi ertrickst hätte.“ In der Oberstufe habe er so wenig Kurse belegt wie möglich und sich auf die Fächer konzentriert, in denen er viel Talent habe, so dass er den Aufwand auf ein Minimum reduziert habe. „Ich hatte keine Lust zu lernen und habe es gehasst, zu lesen“, erklärt er.
Grund dafür sei gewesen, dass ihm im Unterricht der Nutzen des vermittelten Wissens nicht klar geworden sei: „Vektorrechnen oder Ableitungen, ich hatte keine Ahnung, wo ich das anwenden soll.“ Ein Großteil des Gelernten habe er deshalb nach rund einem Jahr wieder vergessen – ein sinnloses Unterfangen, wie er fand: „Ich war einfach nicht mit Herz und Leidenschaft dabei.“
Schon vor dem Abitur habe er sich deshalb ganz grundsätzlich gegen ein Studium entschieden: „An der Uni noch fünf Jahre lang so weiterzumachen, das hätte ich nicht ausgehalten.“ Er begann, sich nach einem passenden Ausbildungsgang umzusehen – und wurde auch bald fündig. Vorgegangen sei er dabei völlig pragmatisch, berichtet Tobias. Sein Hauptkriterium seien zunächst einmal die Verdienstaussichten gewesen. Deshalb habe er sich als Industriekaufmann beworben: „Nur Fluglotsen verdienen mehr. Aber in diesem Beruf hat man nach der Ausbildung nicht mehr so gute Aufstiegschancen, deshalb habe ich mich für den Industriekaufmann entschieden.“